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Mittelalterliche Wadenwickel & Fibeln

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Wadenwickel für Herren, was belegen Funde und Quellen von der Antike bis zur Wikingerzeit?

Wadenwickel (auch Beinwickel, Beinbinden, Wickelgamaschen) sind längliche Textilstreifen oder Tuchstücke, die spiralförmig um den Unterschenkel gewickelt werden. Sie bieten Wärme, schützen vor Nässe und Abrieb und fixieren Hosenbeine. In der Fachliteratur erscheinen sie als altenglische winingas und im römischen Kontext als fasciae crurales. Die Kombination aus Textquellen, Bildzeugnissen und hervorragend erhaltenen Moor- und Siedlungsfunden liefert eine belastbare Grundlage für authentische Rekonstruktionen.

Begriffe und Quellenlage

Im angelsächsischen Bereich belegt die Lexikographie wining/winingas ausdrücklich als Bänder für den Unterschenkel. Für die römische Kaiserzeit nennen Fachtexte fasciae crurales und beschreiben Beinbinden als praktisches Kleidungsdetail, das mit Hosenformen oder freiliegenden Beinen kombiniert wurde. Ikonographische Zeugnisse stützen die Nutzung bei Alltag, Arbeit und Marsch, während Textilfunde die technische Seite klären. So entsteht ein dichtes Bild aus Sprache, Bildern und Originalen.

Archäologische Schlüsselorte und was sie im Detail zeigen Damendorf (Schleswig-Holstein, römische Kaiserzeit)

Beim sogenannten Mann von Damendorf wurden zwei schmalgewebte Wollbänder im Gleichgratköper dokumentiert. Jedes Band misst etwa 105 cm in der Länge und rund 10 cm in der Breite, zudem sind drei Webkanten erhalten, was die Herstellung als Schmalgewebe belegt. Der Befund zeigt saubere Kantenführung und eine gezielte Bandproduktion statt zufälliger Zuschnitte. Damit liefert Damendorf einen klaren Referenzpunkt für Materialwahl und Konstruktion im nördlichen Kaiserzeitkontext.

Obenaltendorf (Landkreis Stade, 3. Jahrhundert n. Chr.)

Beim Mann von Obenaltendorf fanden sich zwei Beinbinden aus feiner Wolle von jeweils etwa 75 cm Länge und ungefähr 14,5 bis 17 cm Breite. Die Bänder wurden auf einer breiten Textiltafel mitgewebt und anschließend längs getrennt, wodurch pro Band eine Webkante und mehrere versäuberte Schnittkanten entstanden. Deutliche Tragefalten ermöglichten die Rekonstruktion von Wickelrichtung und Überlappung. Der Fund belegt damit die Herstellstrategie des Zuschnitts aus der Textilbahn neben echtem Schmalgewebe.

Thorsberger Moor (Schleswig-Holstein, römische Kaiserzeit)

Aus dem Thorsberger Moor ist ein breites Bandfragment als Leg wrap erhalten, mit etwa 77 cm Länge und etwa 13,5 cm Breite. Innerhalb der Textilgruppe werden zudem zwei Paare Wadenwickel erwähnt, was die wiederholte Nutzung dieses Kleidungsdetails am Fundplatz nahelegt. Zusammen mit Damendorf und Obenaltendorf ergibt sich ein konsistentes Spektrum funktionaler Beinwickel aus Norddeutschland. Die Maße ergänzen sich und zeigen leichte regionale und herstellungstechnische Varianten.

Søgårds Mose (Jütland, 2. Jahrhundert n. Chr.)

In der Søgårds Mose kamen rechteckige Wickelstücke aus Wollköper zutage, mit Seitenmaßen von ungefähr 36 cm mal 27 bis 31 cm. Diese Stücke wurden nicht als Langbänder gewebt, sondern mit jeweils zwei Wollschnüren am Bein befestigt, was eine andere Trage- und Fertigungslogik erkennen lässt. Der Befund dient damit als gesicherte Vorlage für kurze Rechteck-Wickel mit separater Verschnürung. Er erweitert die bekannten Konstruktionsformen um eine kompakte, schnürbare Variante.

Haithabu/Hedeby (9.–10. Jahrhundert)

In den Textilfunden aus dem Hafen von Haithabu sind Wickelbänder als eigene Fundkategorie verzeichnet und im Katalog mit Maßen dokumentiert. Damit ist das Vorhandensein von Beinbinden auch für die Wikingerzeit im skandinavischen Handelszentrum gesichert. Der Nachweis schließt unmittelbar an die kaiserzeitlichen Beispiele an und untermauert die lange Kontinuität des Kleidungsdetails. Haithabu fungiert so als Brücke zwischen älteren Moorfunden und urbanen wikingerzeitlichen Kontexten.

Angelsächsischer Raum (5.–11. Jahrhundert)

Lexikographisch sind winingas sicher überliefert und in der Forschung als Beinbinden etabliert. Überblickswerke diskutieren zudem Bildquellen, in denen gewundene Bänder am Unterschenkel erscheinen, oft zusammen mit Hosen, Beinlingen und Schuhwerk. Diese Kombination deckt sich mit der Funktion als Schutz, Wärme- und Fixierlage. So verbinden sich Sprachbefund und ikonographische Hinweise mit der materiellen Evidenz aus dem Norden Europas.

Material, Gewebe, Kanten und Verarbeitung

Die Originale bestehen überwiegend aus Wolle, nachgewiesen sind Gleichgratköper und Leinwand, in verwandten Kontexten auch andere Köpervarianten. Technisch belegt sind drei Hauptwege: schmalgewebte Bänder mit Webkanten wie in Damendorf, Zuschnittbänder mit versäuberten Kanten wie in Obenaltendorf sowie rechteckige Wickelstücke mit Schnürbefestigung wie in Søgårds Mose. Diese Vielfalt erklärt regionale und zeitliche Unterschiede, ohne die Grundfunktion in Frage zu stellen. Für Haithabu ergänzen katalogisierte Maße die Palette und verankern die Wikingerzeit eindeutig im Befund.

Wie wurden Wadenwickel getragen und befestigt?

Der Wickel beginnt in der Regel am Knöchel oder über dem Fußrist, verläuft spiralförmig nach oben und endet knapp unter dem Knie. Das freie Ende wird unter den letzten Umschlag gesteckt oder mit einem Band gesichert, wofür Søgårds Mose den Gebrauch von Wollschnüren zeigt. Obenaltendorf liefert über Faltenbild und Überlappung eine rekonstruierbare Wickelrichtung, was die Praxis gut veranschaulicht. Metallhaken sind in den behandelten Epochen seltener belegt als in modernen Inszenierungen.

Wozu dienen Wadenwickel im Alltag?

Als Wärmelage reduzieren sie den Wärmeverlust an einer exponierten Körperpartie und verbessern den Tragekomfort bei Kälte. Als Nässeschutz halten sie Tau, Regen und Schlamm von den Hosenbeinen fern und verlängern so die Lebensdauer des Tuches. Mechanisch mindern sie Flattern und Abrieb, was bei Marsch, Feldarbeit und Jagd spürbare Vorteile bringt. Zugleich fixieren sie die Hosenröhre, wodurch Bewegungsfreiheit und Passform verbessert werden.

Regionen und Zeiten im Überblick

Antike und römische Kaiserzeit kennen Beinbinden als fasciae crurales, im Norden belegen Damendorf, Obenaltendorf und das Thorsberger Moor den praktischen Einsatz vom ersten bis zum vierten Jahrhundert. In der Völkerwanderungszeit setzen die Funde fort und Søgårds Mose dokumentiert die kurze Rechteckform mit Schnürung als alternative Lösung. Im angelsächsischen England ist der Terminus winingas überliefert, während Haithabu das Motiv in der Wikingerzeit bezeugt. Die Technik bleibt verwandt, die Ausführung variiert je nach Region, Material und Zweck.

Praktische Auswahl für LARPer, Cosplayer und Reenactors

Für eine quellennahe Optik empfehlen sich gewebte Wollbänder oder rechteckige Wollvarianten mit Bindeschnüren nach dem Vorbild Søgårds Mose. Wer robuste und pflegeleichte Lösungen für Festival, Training oder lange Veranstaltungstage sucht, kann moderne Komfortdetails nutzen, sollte aber die schlichte Silhouette und ruhige Textur wahren. So bleibt die Gesamtwirkung historisch stimmig, auch wenn einzelne Elemente pragmatisch gelöst sind. Die folgenden Varianten ordnen unser Sortiment nachvollziehbar in diese Spannbreite ein. Wollfilz-Wadenwickel mit Fibel sind sehr robust und warm, sie erinnern optisch an dichte Walkware und lassen sich zügig anlegen. Baumwoll-Wadenwickel mit Fibel sind pflegeleicht und praktikabel, wobei Baumwolle für nordeuropäische Früh- und Hochmittelalterkontexte kein Primärmaterial ist. Wer auf sichtbare Metallteile verzichten möchte, wählt Baumwoll-Wadenwickel mit Schnürung im Fischgrät-Look, die funktional an die Befestigung mit Bändern erinnern und eine ruhige, gewebenahe Oberfläche bieten. Varianten in Baumwoll-Fischgrät sowie Wollfilz nach dem Prinzip von Søgårds Mose greifen das Konzept rechteckiger Wickel mit Bindeschnüren auf und sind für quellenbewusste Darstellungen besonders überzeugend.

Was sind Fibeln und wie entwickelten sie sich von der Bronzezeit bis ins Spätmittelalter?

Begriff und Funktion
Eine Fibel ist ein Kleiderverschluss nach dem Sicherheitsnadelprinzip. Sie fixiert Gewandlagen wie Umhänge, Kleider oder Schals und wirkt zugleich als Schmuck. Der Begriff leitet sich vom lateinischen fibula ab. Erste Formen treten bereits am Übergang von der Spätbronzezeit zur Eisenzeit auf, in italischen und mitteleuropäischen Kontexten sind frühe Bronzeexemplare mit Glaseinlagen oder Bernstein belegt. Über Jahrhunderte bleibt das Grundschema konstant, ein Körper als Bügel oder Platte, die Nadel, eine Feder oder ein Scharnier, dazu der Nadelhalter, die catchplate.

Aufbau und Technik
Archäologisch werden vier Bauteile unterschieden, der Fibelkörper als Bügel oder Platte, die Nadel, die Feder oder das Scharnier und die catchplate. Früh dominieren einseitige und beidseitige Federn aus Draht, später kommen Scharnierlösungen hinzu. In der römischen Kaiserzeit erscheinen auch verdeckte Federn unter Abdeckkappen. Metalltechnisch sind Guss mit verlorener Form, Schmieden, Feilverzierung, Feuervergoldung und Versilberung, Ziselieren sowie Einlagen nachweisbar, darunter Niello und Cloisonné mit Granaten. Solche Techniken erlauben Datierung und regionale Zuordnung, außerdem geben sie Hinweise auf handwerkliche Organisation und Wertigkeit.

Vorrömische Eisenzeit, La Tène
In der späten vorrömischen Eisenzeit verbreiten sich La-Tène-Formen mit einteiligen Bögen und Federdraht. Zu den weit verbreiteten Typen zählen die Nauheim-Derivate des 1. Jahrhunderts nach Christus. Diese schlichten, funktionalen Bogenfibeln treten auf zahlreichen Fundplätzen sehr häufig auf, besonders auch in Britannien, und dienen in der Feldarchäologie als wichtige Datierhilfen. Formvarianten unterscheiden sich in Bogenprofil, Nadelanlage und Fußausbildung, was feine Chronologie ermöglicht.

Römische Kaiserzeit
Die römische Welt entwickelt ein breites Formenspektrum, das für Chronologie und Region eine zentrale Rolle spielt. Markante Typen sind die frühe Scharnierfibel vom Typ Aucissa, verschiedene Kniefibeln des 2. bis 3. Jahrhunderts und die spätantike Armbrustfibel mit Querbalken und kugeligen Knopfenden. Für Britannien und Gallien liegen detaillierte technologisch typologische Studien vor, die Legierungen, Oberflächenbehandlungen und Montageweisen beschreiben. In Museen illustrieren Einzelobjekte die Entwicklung vom offenen Federdraht hin zu stabilen Scharnieren und dekorierten Köpfen mit verdeckter Feder.

Völkerwanderungszeit und Frühmittelalter
Mit den poströmischen Eliten verändern sich Trageweise, Größe und Bildsprache deutlich. In angelsächsischen und kontinental germanischen Kontexten dominieren cruciform Fibeln, gleicharmige equal-arm Formen, kleine Langfibeln, Scheibenfibeln sowie großformatige quadratische Kopfplattenfibeln, die englische Forschung spricht von great square-headed brooches. Viele Stücke tragen reiches Dekor, Chip-Carving, Tierstil, punzierte Felder, teils feuervergoldet, teilweise mit Edel und Halbedelsteinen besetzt. Sie sind im Frauengewand funktionale Bauteile, halten Schichten zusammen und markieren zugleich Rang, Herkunft und Zugehörigkeit. Digitale Korpora und Monographien erschließen Verbreitung, Chronologie und soziale Aussagekraft dieser Typen.

Skandinavischer Norden und Wikingerzeit
Charakteristisch für Frauen sind paarige ovale Schalenfibeln, häufig als „Schildkrötenfibeln“ bezeichnet. Sie sitzen an den Trägerbändern des trägergehaltenen Überkleids, in Gräbern aus Birka sind sie oft mit erhaltenen Textilresten an den Nadelaufnahmen belegt. Die Dekorsprache reicht von Greiftiermotiven bis zu Kreuzornamentik, Fertigung und Legierungen variieren von gegossener Bronze bis Silber. Daneben treten hochwertige Scheibenfibeln in Gold und Silber auf. Der Hortfund von Hornelund in Jütland vereinte zwei goldene Rundfibeln mit einem Goldarmring und belegt die Spitzenkunst der Goldschmiede des 10. Jahrhunderts.

Hoch und Spätmittelalter
Mit dem Aufkommen von Knöpfen und komplexeren Schnitten wandelt sich die Funktion der Fibel. Für Alltags und Festtracht dominieren Ringfibeln, annular brooches, als Mantel und Gewandverschlüsse in großer Bandbreite, vom einfachen Kupferlegierungsring mit Eisennadel bis zu goldenen, emaillierten und mit Steinen besetzten Stücken mit Inschriften. Großflächige Serienfunde aus Städten liefern Datierungen und Materialprofile, sie zeigen Verschleißspuren an Nadeln und Fassung, was die tatsächliche Nutzung jenseits repräsentativer Bilder gut dokumentiert.

Trageweise, Kontexte, Bedeutung
Fibeln fixieren Schulter, Brust oder Halsbereiche, sie erscheinen je nach Region und Epoche einzeln oder paarig. In frühmittelalterlichen Frauengräbern sind sie beides, mechanisches Bauteil der Kleidung und sichtbares Zeichen von Status. Die Materialität transportiert soziale Information, Legierung, Oberflächenfinish, Gravur, Vergoldung und Steineinlagen korrelieren mit Rang, Netzwerk und Funktion. Im römischen und spätantiken Milieu differenzieren militärische, zivile und regionale Trageweisen, im Norden verknüpfen sich Form und Dekor mit Identität und Handelskontakten.