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Mittelalter Kopfbedeckungen für Damen

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Welche Kopfbedeckungen trugen Frauen im Mittelalter?
Geschichte, Formen und praktischer Gebrauch

Weibliche Kopfbedeckungen haben eine lange Tradition, die von der Antike bis ins späte Mittelalter reicht. Diese Kleidungsstücke dienten nicht nur dem Schutz vor Wind, Wetter und Schmutz, sondern hatten auch eine wichtige soziale und religiöse Bedeutung. Für Mittelalter-Interessierte, LARPer, Cosplayer, Reenactors und alle, die ihre Gewandung authentisch gestalten möchten, lohnt sich ein genauer Blick auf die verschiedenen Formen und ihre Bedeutung.

Kopfbedeckungen in der Antike
In der römischen Welt konnten verheiratete Frauen, die Matronen, ihr Haar mit einer schmalen Wollbinde, der vitta, ordnen und zugleich Status kommunizieren. Häufig wurde auch die palla, ein großer rechteckiger Überwurf, im öffentlichen Raum als Schleier über Kopf und Schultern geführt. Beide Praktiken verbanden Anstand, Ritual und soziale Rolle und bildeten wichtige Vorläufer späterer mittelalterlicher Verschleierungsformen.

Vom Frühmittelalter bis zum Hochmittelalter
Zwischen 6. und 10. Jahrhundert waren schlichte Kopftücher verbreitet. Sie bestanden überwiegend aus Leinen und wurden gefaltet, geheftet oder mit Nadeln fixiert. Parallel setzten sich eng anliegende Hauben, sogenannte coifs, als hygienische Basis durch. Im Hochmittelalter etabliert sich ein Schichtsystem: Die Haube liegt unten, darüber stabilisieren barbette als Kinnband und fillet als Stirnreif die Drapierung, der Wimpel fasst Hals und Kinn, und ein Schleier bildet die sichtbare obere Lage. Diese Kombinationen sind in Bildquellen und musealen Erklärungen gut belegt und werden bis heute als Vorbild genutzt.

Gugeln und Kapuzen
Kapuzen und Gugeln erfüllten eine praktische wie modische Aufgabe. Die Gugel als separate Kapuze aus dichtem Wolltuch bot Wetterschutz und konnte allein oder zusammen mit Haube, Kopftuch und Schleier getragen werden. Archäologische Serienfunde liefern Zuschnitt, Nähtechnik, Materialien und reichlich Befestigungszubehör wie Stecknadeln. Dadurch lassen sich historische Kombinationen aus Haube oder Tuch plus Gugel zuverlässig nachbauen und je nach Region und Stand variieren.

Wikingerzeit und Norden
In skandinavisch und hiberno-nordisch geprägten Kontexten zeigt sich im 9. bis 11. Jahrhundert eine eigene Bandbreite: kleine Kappen und Mützchen, gebundene Tücher sowie Kapuzenteile überwiegend aus Wolle. Elitäre Kontexte belegen den Einsatz von Seide. Ein prominentes Beispiel ist die seidenene Kappe von Coppergate aus York, die Handel über große Distanzen signalisiert. Die Textilfunde aus Dublin beschreiben zudem hiberno-nordische Kopfbedeckungen aus Wolle und seltener Seide. Die Skjoldehamn-Garnitur aus Nordnorwegen umfasst eine Wollkapuze aus dem späten Wikinger- beziehungsweise frühen Mittelalter, die funktionale Kapuzenpraxis im Norden exemplarisch zeigt.

Spätmittelalterliche Vielfalt und höfische Mode
Im 14. und 15. Jahrhundert differenzieren sich die Formen deutlich. Haarnetze und Haubeutel (cauls oder crespines) fassen Frisuren, teils aus feinen Garnen oder mit Metallfäden. Der Kruseler, ein gefältelter Schleier, prägt das 14. Jahrhundert. In höfischen Milieus erscheinen schließlich hohe Hennins mit zartem Schleierüberwurf, während in städtischen und ländlichen Kontexten schlichte Kombinationen aus Haube oder Kopftuch mit Barbette, Fillet, Wimpel und Schleier dominieren.

Soziale Bedeutung und Praxis
Kopfbedeckungen kommunizierten mehr als Mode. Verheiratete Frauen bedeckten ihr Haar aus Gründen von Anstand, Konvention und mitunter religiöser Vorschrift. Unverheiratete Frauen konnten das Haar häufiger sichtbar tragen, oft mit Bändern oder Kränzen. Für Darstellungen empfiehlt sich als Basis eine gut sitzende Haube oder ein Kopftuch aus Leinen. Je nach Epoche lassen sich Barbette, Fillet, Wimpel und Schleier ergänzen. In rauen Klimazonen oder bei Arbeitsszenen sorgt die Gugel aus Walkwolle für zuverlässigen Schutz, ohne die historische Silhouette zu stören.

Materialien
Alltagsnah sind Leinen, heute auch Baumwolle, für Hauben, Tücher, Wimpel und Schleier sowie gewalkte Wolle für Kapuzen und Gugeln. Seide und feine Netze gehören in elitäre Kontexte und werden über ikonographische und fundkundliche Belege plausibel. So entsteht vom einfachen Tuch bis zur höfischen Mode ein schlüssiges System aus Lagen, das Authentizität und Tragekomfort verbindet.