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Mittelalterliche Beinlinge & Bruchen

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Eine einfache Hose als Mittelaltergewand ist für Sie historisch nicht tragbar? Dann haben wir genau das richtige für Sie. Tauchen Sie mit unseren Beinlingen und Bruchen stilecht und geschichtsfest ein in die Welt des Mittelalters!

Wie trug man Beinlinge und Bruche im Mittelalter, und was bedeutet mi-parti?

Grundlagen
Die mittelalterliche Männerbeinbekleidung besteht aus der Bruche, einer leinenen Unterhose, und aus Beinlingen, die anfangs paarweise getragen werden. Im Laufe des Hoch und Spätmittelalters werden die Beinlinge immer körpernäher geschnitten, regional und zeitlich kommt schließlich die verbundene Hose auf. Parallel entsteht der modische Effekt mi-parti, bei dem Farben bewusst kontrastierend eingesetzt werden.

Die Bruche
Die Bruche ist das textile Fundament. Sie wird aus Leinen gearbeitet, weil Leinen hautfreundlich ist und sich gut waschen lässt. Der Schnitt ist locker, an der Taille sorgt ein eingezogener Kordelzug oder ein angenähter Tunnel mit Band für Halt. Die Länge variiert von oberem Oberschenkel bis unter das Knie, im Alltag ist eine mittlere Länge praktisch, da sie Beinlinge gut überlappt und Falten aufnimmt. Für Bewegungsfreiheit sind Zwickel sinnvoll. Nähte werden flach gehalten, damit unter den Beinlingen nichts drückt. Eine Bruche darf Volumen haben, sie nimmt Feuchtigkeit auf und schützt die Wollschichten darüber.

Beinlinge im Früh und Hochmittelalter
Früh und hochmittelalterlich werden die Beinlinge als zwei getrennte Hosenbeine getragen. Material ist überwiegend gewalkte oder dicht gewebte Wolle, gern als Köperbindung. Die Form reicht von eher gerade geschnitten bis anliegend. Befestigt wird mit Nestelbändern an einem inneren Gürtel der Bruche oder an eingenähten Punkten am Untergewand. Fußformen kommen vor, ebenso Varianten mit Steg oder offenem Saum über dem Schuh. Wichtig ist der saubere Sitz am Oberschenkel, die Spannung holt man über die Nestelung und über einen Zuschnitt, der dem Fadenlauf diagonal folgt, so entsteht elastisches Verhalten ohne modernen Stretch.

Beinlinge im 14. Jahrhundert
Im 14. Jahrhundert werden Beinlinge deutlich enger. Der Schrägschnitt in Wollköper bringt Elastizität, die Kniepartie bleibt beweglich, wenn man dort mit Keilen arbeitet oder die Nahtführung klug setzt. Die Befestigung wandert zunehmend an das darüber getragene Wams. Kurze Oberteile betonen die Linie der Beine, deshalb ist die Passform entscheidend. Eine zu weite Bruche darunter bildet Falten, eine zu enge drückt. Ideal ist eine Bruche, die genügend Stoff für den Schritt gibt, aber an der Taille zuverlässig sitzt, damit die Nestelkräfte sauber aufgenommen werden.

Spätmittelalter und verbundene Hose
Später erscheinen regionale Varianten der joined hose, also verbundene Beinlinge, die an der Taille oder am Wams angepunktet werden. Für die Praxis bedeutet das sehr exakte Maße und stabile Nestelpunkte. Im 15. Jahrhundert kommen frontale Öffnungen und Schamlatzlösungen hinzu. Wer eher bürgerlich und alltagsnah bleiben möchte, fährt mit getrennten Beinlingen plus Bruche weiterhin glaubwürdig und komfortabel.

Mi-parti, was ist das und wie setzt man es korrekt um
Mi-parti bedeutet parti farbige Gestaltung, meist in zwei kontrastierenden Tönen. Klassisch trägt eine Körperhälfte die eine Farbe und die andere Körperhälfte die andere. Bei getrennten Beinlingen ist das besonders schlüssig, rechtes Bein Farbe A, linkes Bein Farbe B. Bei verbundenen Hosen kann die Teilung pro Bein mittig verlaufen, seltener wird am Knie geviertelt. Mi-parti gehört in modische, städtische und höfische Milieus, es wird gern mit heraldischen oder livery Farben gespielt. Für eine ruhige Wirkung wählt man klare Zweierkombinationen, zum Beispiel Rot und Blau, Grün und Gelb, Schwarz und Weiß. Wilde Patchworks wirken unhistorisch. Wer oben ebenfalls mi-parti trägt, führt die Seitenlogik oft durch, das ist kein Muss, ergibt aber ein stimmiges Gesamtbild.

Praxis für LARP, Marktszene und Reenactment
Für eine solide Grundausstattung genügen eine Bruche mittlerer Länge und zwei Wollbeinlinge in ruhigeren Farben. Wer modischer auftreten möchte, wählt mi-parti, bleibt aber bei zwei klaren Tönen und hochwertigem Köper. Bei viel Bewegung lohnt eine zusätzliche, schmale Unterlage aus Leinen an stark beanspruchten Nahtzonen. Schuhe mit niedrigem Schaft lassen die Linie der Beinlinge sauber wirken, ein schmaler Ledergürtel nimmt Messer und Beutel auf, die Bruche darunter bleibt ordnend, aber unsichtbar. Für kühle Tage funktionieren dünne Wollstrümpfe im Fußbereich unter den Beinlingen, so bleibt alles warm, ohne die Außenlinie zu verändern.

Materialien und Farben
Für die Bruche ist naturbelassene Baumwolle ideal. Bei kälteren Temperaturen bewähren sich Beinlinge aus Wollfilz, für die warmen sommerlichen Temperaturen hingegen Beinlinge aus Baumwolle. Farblich sind Naturtöne jederzeit passend, kräftige Töne wie Rot, Blau, Grün oder Gelb sind möglich, wenn sie zur Figur passen. Mi-parti lebt von Kontrast, trotzdem sollten die Farben zu Tunika, Gugel oder Gürteln korrespondieren, dann wirkt das Ensemble geschlossen.

Passform, Komfort und Befestigung
Beinlinge sitzen richtig, wenn sie am Oberschenkel anliegen, im Knie frei spielen und am Unterschenkel ohne Falten verlaufen. Der obere Abschluss wird über Nestelpunkte getragen, nicht über das Material gestreckt. Nestelbänder sollten fest, aber nicht zu dick sein, Enden lassen sich mit festen Nähten sichern. An der Bruche sind die Punkte so verteilt, dass die Zugkräfte symmetrisch wirken. Wer joined hose nutzt, verlegt die Last an stabile Punkte des Wams. Unterkante, Fersenpartie und gegebenenfalls Steg werden verstärkt, da hier die Reibung am höchsten ist.

Pflege und Haltbarkeit
Wolle wird gelüftet und bei Bedarf vorsichtig gewaschen, Baumwolle verträgt häufigeres Waschen. Nestelbänder kontrolliert man regelmäßig, besonders an den Enden. Kleine Reparaturen an Kniekehlennähten und am oberen Abschluss verhindern, dass die Passform leidet.

Kurzfazit
Bruche und Beinlinge bilden zusammen ein variables System aus Komfort, Schutz und Darstellung. Mi-parti fügt die starke, bewusst gesetzte Farbe hinzu. Mit Baumwolle an der Haut, Wollköper am Bein, soliden Nestelpunkten und durchdachter Farbführung entsteht ein authentisches Bild, das vom einfachen Alltag bis zur modebewussten Stadtfigur funktioniert.