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Mittelalterliche Fibeln, Gürtel & Kragen und mehr

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Egal ob Ritter, Mönch oder Bauer - Gürtel passt zu den meisten mittelalterlichen Herrengewändern. Wir bieten Ihnen verschiedene Gürtel aus Stoff und Seil an. Der Kragen ergänzen Tunika, Hemd oder Wams zu einenm besonderem Gewand, um Ihrem historischen Kostüm den letzten Schliff zu geben.

Welche Gürtel trugen Männer von der Antike bis ins Spätmittelalter?

Gürtel sind in allen Epochen mehr als nur ein Band um die Hüfte. Sie sind Tragesystem für Messer, Beutel und Werkzeuge, ein sichtbares Statuszeichen und ein funktionaler Verschluss für Gewänder. In der historischen Praxis begegnen sie als schmale bis mittlere Lederriemen mit Schnalle und Beschlägen, als repräsentative Textilgürtel im höfischen Umfeld, als reich montierte Plakettengürtel sowie als Kordelgürtel in geistlichen Kontexten. Für Darsteller, LARPer und Reenactors lohnt der genaue Blick auf Materialien, Breiten, Beschläge und das Zubehör, das am Gürtel getragen wird.

Römische Antike: Ledergürtel als Ausrüstung und Rangzeichen
In der Kaiserzeit trugen Soldaten das cingulum militare, einen Ledergurt mit zahlreichen Metallbeschlägen, gelegentlich herabhängenden Riemen und Aufhängepunkten für pugio und gladius. Der Gürtel war Symbol der militärischen Zugehörigkeit und zugleich praktisches Tragesystem. Zivile Gürtel waren schlichter, nutzten aber ebenfalls gegossene Schnallen und Riemenenden. Für Darstellungen gilt: lieber ein sauber verarbeiteter, nicht zu breiter Lederriemen mit solider Schnalle als phantasievoll überladene Montagen.

Frühmittelalter: Beschlaggürtel als Statusmarke
Zwischen 5. und frühem 7. Jahrhundert wurden prächtig beschlagene Ledergürtel zu sichtbaren Rangabzeichen männlicher Eliten. Große, kunstvoll gearbeitete Schnallen und Platten mit Einlagen, Vergoldungen oder Niello trafen auf kräftige Riemen. Solche Gürtel waren Teil eines inszenierten Auftritts, funktional geblieben und doch klar repräsentativ. In der Praxis überzeugt ein kräftiger Lederriemen mit markanter, aber historisch plausibler Schnalle, ergänzt durch wenige, gut gesetzte Beschläge im vorderen Gurtbereich.

Wikingerzeit: Leder, gegossene Monturen und organisierte Aufhängung
Im 8.–11. Jahrhundert dominieren schmale Ledergürtel mit gegossener Schnalle, Endblech und Monturen. Typisch sind Haken, Ringe und kleine Verteiler (oft als belt divider bezeichnet), an denen Messer, Feuerstahl, Beutel oder Werkzeug geordnet hängen. Das hält den Hüftbereich aufgeräumt und verteilt das Gewicht. Lederbreiten sind meist moderat, überbreite Gürtel wirken modern. Für einen stimmigen Eindruck: ein schmaler Gurt, eine klar geformte Schnalle, ein Endblech und ein bis zwei Haken oder Ringe – mehr braucht es selten.

Hoch- und Spätmittelalter: Lederstandard, Purse-Frames und Serienproduktion
Zwischen 1150 und 1450 bleibt Leder der Standard. Aus städtischen Grabungen kennt man eine enorme Vielfalt an Buckle Frames (Schnallenrahmen), Strap-Ends (Riemenenden), Ziermonturen und Aufhängevorrichtungen. Sehr charakteristisch sind Purse Frames bzw. Purse Bars: Metallbügel, an denen der Geldbeutel hängend getragen wird. Solche Beutelrahmen sitzen am Gürtel, die Tasche schwingt frei und bleibt griffbereit. In der Rekonstruktion wirkt ein schmaler bis mittlerer Ledergürtel mit sauber vernieteter Schnalle, schmalem Riemenende und einem Beutelrahmen ausgesprochen authentisch.

Textilgürtel (Girdles): Seide und feine Gewebe für Eliten
Neben Leder sind im höfischen Umfeld tablettgewebte Seidengürtel belegt, häufig mit eingewebten Metallfäden und angesetzten Monturen. Diese Gürtel sind repräsentativ, schmal und sehr fein gearbeitet. Wichtig für die Praxis: Fingerloop-Flechtbänder gehören in der Regel als Schnürbänder (points) an Kleidung oder Beutel, nicht als tragende Hüftgürtel. Wer einen textilen Gürtel darstellen möchte, wählt ein dichtes, gewebtes Band mit sauberer Kantenverarbeitung, idealerweise mit kleiner Metallmontur und unaufdringlicher Schnalle.

Metallplaketten-Gürtel: höfische Repräsentation
Gegen Ende des Mittelalters und in der Frührenaissance begegnen reich montierte Gürtel mit vergoldeten Plaketten, Email und figürlichen Schnallen. Sie kommunizieren Rang, Zugehörigkeit und mitunter symbolische Bedeutungen, etwa in festlichen oder höfischen Kontexten. Für Darstellungen im bürgerlichen Umfeld bleibt ein guter Ledergürtel oft die stimmigere Wahl; der Plakettengürtel passt vor allem zu sehr gehobenen Personas.

Kordeln/Stricke: monastische Cincturen
Kordelgürtel sind in der Regel geistliche Kleidungsstücke. Besonders bekannt ist die franziskanische Kordel mit drei Knoten, die Tugenden symbolisiert. Im weltlichen Männeralltag des Mittelalters dominieren dagegen Ledergürtel, während Kordeln Ausnahmen bleiben oder einem religiösen Kontext zuzuordnen sind.

Materialität, Breite, Verarbeitung
Historische Männergürtel sind überwiegend schmal bis mittel in der Breite. Leder wird gegerbt, zugeschnitten und mit der Schnalle vernietet; Beschläge sind gegossen oder geprägt, Oberflächen können verzinnt, versilbert oder vergoldet sein. Der sichtbare Dekor konzentriert sich im vorderen Gürtelabschnitt: Schnalle, Riemenende (strap-end) und einige Monturen. Textilgürtel sind dicht gewebt und oft mit schmalen Metallteilen gefasst. Reine Vollmetall-Gürtel sind Ausnahmefälle und an bestimmte Milieus gebunden.

Tragesystem: Was kommt an den Gürtel?
Zum historischen Alltag gehört Zubehör am Gürtel: Geldbeutel an Purse Frames, Messer in Scheiden, Feuerstahl, kleine Werkzeuge oder Schlüssel an Haken und Ringen. In skandinavisch geprägten Kontexten helfen Verteilerstücke (belt divider), die Aufhängungen sauber zu ordnen. Wichtig ist die Balance: lieber wenige, gut platzierte Anhänge als eine unruhige „Klapperkette“.

Sind Stoff- und Wickelgürtel historisch korrekt und wie setzt man sie im LARP sinnvoll ein?

Kurze Einordnung: In Westeuropa trugen Männer über weite Teile des Mittelalters vor allem Ledergürtel. Textile Gürtel kamen seltener vor, und wenn, dann meist im gehobenen Umfeld als gewebte Schmalbänder aus Wolle oder Seide. Ein langer Wickelgürtel aus Stoff ist historisch nicht die Norm für alle Epochen und Regionen, er lässt sich aber stimmig einsetzen, wenn man Figur, Kontext und Material bewusst wählt.

Wo Stoffgürtel gut funktionieren
Für LARP und Reenactment sind Stoff- und Wickelgürtel eine solide Grundlösung, wenn die Rolle eher zivil, handwerklich oder reisend angelegt ist. In höfischen oder städtischen Darstellungen des Spätmittelalters kann ein schmal gewebter Gurt, idealerweise aus Wolle oder Seide, die Silhouette sehr schön beruhigen. Für nördliche, rauere Settings wirkt ein dichter Wollgurt über der Tunika funktional und plausibel, besonders wenn darüber noch ein Ledergürtel mit Haken für Messer und Beutel liegt.

Material und Verarbeitung
Wolle bietet Halt, greift sich matt und hat etwas Stand. Leinen liegt kühl an, fällt weich und lässt sich fest ziehen. Baumwolle ist pflegeleicht und für den Lageralltag angenehm. Saubere, haltbare Kanten machen den Unterschied, ideal sind eingeschlagene Säume oder gewebte Kanten. Strickkordeln aus Wolle oder Baumwolle funktionieren als einfache Bindegürtel, besonders bei Arbeitsdarstellungen, sie wirken zurückhaltend und sind schnell gebunden.

Bindetechniken
Bewährt haben sich ein fester Grundknoten mit nachgesetztem halben Schlag oder ein flacher Kreuzknoten, damit unter einem Überkleid nichts drückt. Das lose Ende kann seitlich herabhängen, alternativ unter den Wickel geschoben. Wer den Stoffgurt unter einem Ledergürtel trägt, setzt den Knoten flach und seitlich, so bleibt vorn Platz für Schnalle, Tasche und Messer.

Farbwahl
Für eine breite Nutzbarkeit empfehlen sich ruhige Töne, Naturbeige, Braun, gebrochenes Weiß, erdige Grüntöne, gedecktes Rot oder Blau. Kräftige Farben sind als Akzent möglich, wirken aber stimmig, wenn sie ein anderes Teil der Gewandung wiederholen, zum Beispiel Kapuze, Pelerine oder Saumborte. Bei Kordeln sind Ton in Ton und dezente Zwirnmelangen besonders vielseitig.

Kombinationen, die sich bewährt haben
Eine sehr praktikable Schichtung ist Stoffgürtel zum Formen und darüber Ledergürtel zum Tragen von Beutel und Messer. Der Stoffgürtel sorgt dafür, dass die Tunika ruhig sitzt, der Ledergürtel nimmt Last auf und zeigt Beschläge dort, wo man sie sehen soll. Für einfache Darstellungen reicht ein sauber gebundener Wickelgürtel alleine, für gehobene Figuren ergänzt ein schmaler Ledergurt die Wirkung.

Was man daran trägt
Am Stoff- oder Kordelgürtel lässt sich vieles befestigen, ein kleines Tuch, Handschuhe, Gürtelltaschen, Trinkhorn und mehr. Waffen wandert eher an den Ledergürtel. Perlenbesetzte Anhänger oder schwere Haken sind am Stoffgürtel ungünstig, sie ziehen nach unten und drehen den Knoten auf.

Pflege und Haltbarkeit
Wolle wird gelüftet und nur bei Bedarf vorsichtig gewaschen, Leinen und Baumwolle vertragen häufigeres Waschen. Kordeln bleiben formstabil, wenn die Enden mit einem schlichten Umschlagstich oder kleinen Metallkappen gesichert werden.

Praxis-Tipps für Reenactment und LARP
Römisch: schmaler Ledergurt mit solider Schnalle und Beschlägen, Aufhängung für pugio/gladius. Frühmittelalter: kräftiger Lederriemen mit markanter Schnalle/Platte, wenige hochwertige Beschläge. Wikingerzeit: schmaler Ledergürtel mit gegossener Schnalle, Endblech und ein bis zwei Haken/Ringen für Messer und Beutel. 1150–1450: Ledergürtel mit Schnalle, Riemenende und Monturen; ein Beutel an Purse Bar wirkt stimmig. Höfisch: feiner Seidengürtel mit Monturen oder, bei sehr ranghoher Darstellung, ein Plakettengürtel. Geistlich: Kordel mit Knoten.

Passform, Länge und Pflege
Ein Gürtel sollte so lang sein, dass das freie Ende nach der Schnalle elegant seitlich herabfällt, ohne zu stören. Für Messer und Beutel empfiehlt sich etwas Spielraum am Umfang. Leder freut sich über gelegentliche Pflege mit einem dezenten Lederfett; stark glänzende Versiegelungen wirken schnell modern. Textilgürtel werden trocken gelagert, Metallteile nur sparsam poliert, damit die Oberfläche Substanz behält.

Fazit
Stoff- und Wickelgürtel sind für LARP und Darstellung eine flexible Grundlösung. Sie formen die Silhouette, sind bequem und schnell angepasst, sie funktionieren solo bei einfachen Figuren und im Layering mit einem Ledergürtel bei anspruchsvolleren Rollen. Mit der richtigen Breite, einer ordentlichen Kante, einer passenden Farbe und einem flachen Knoten wirken sie ruhig, authentisch und alltagstauglich. Eure Varianten mit Strickkordeln und in unterschiedlichen Farben decken von schlicht bis akzentstark alles ab, was man für eine stimmige Grundausstattung braucht.